Übergabe und Indienststellung MTW und DLA(K) 23-12 bei der Freiwilligen Feuerwehr Korntal-Münchingen
Am Freitag, dem 15.10.2021, übergab der Bürgermeister von Korntal-Münchingen, Herr Dr.Wolf, zwei neue Einsatzfahrzeuge an die Freiwillige Feuerwehr der Strohgäugemeinde.
Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen Mannschaftstransportwagen für die Abteilung Münchingen und eine Drehleiter mit Rettungskorb für die Abteilung Korntal.

Beide Fahrzeuge sind Ersatzbeschaffungen. Der Vorgänger des Mannschaftstransporters war 21 Jahre im Dienst der Feuerwehr, die ausgemusterte Drehleiter stand 29 Jahre im Einsatzdienst. Die Aussonderung beider Fahrzeuge erfolgte daher auf Grund des, auch für ein Feuerwehrfahrzeug, hohen Alters und der damit verbundenen, nicht mehr zeitgemäßen, Technik. Im Fall der Drehleiter lag zusätzlich ein Schaden am Rettungskorb vor, dessen Reparatur unwirtschaftlich gewesen wäre.Bei dem neuen Mannschaftstransportwagen handelt es sich um einen Ford Transit Custom. Der rund 54.000 Euro teure Kleinbus hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,49 Tonnen und bietet Platz für acht Feuerwehrangehörige. Das Fahrzeug wird von einem 170 PS starken Dieselmotor angetrieben, die Kraftübertragung erfolgt ein 6-Gang-Schaltgetriebe.
Durch die Beschränkung auf ein Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen kann der MTW, so lautet die Abkürzung für den Mannschaftstransportwagen, von jedem gefahren werden, der im Besitz der Fahrerlaubnisklasse B ist. Da das Fahrzeug nicht nur für den Einsatzdienst in der aktiven Abteilung verwendet wird, sondern auch für die Jugendfeuerwehr zur Verfügung steht, können auch die Jugendbetreuer, die nicht alle einen LKW-Führerschein besitzen, den MTW fahren. Zur obligatorischen Ausstattung gehören wie bei jedem Feuerwehrfahrzeug die Sondersignalanlage und ein digitales Funkgerät, in dessen Bedienteil ein Navigationssystem integriert ist. Eine Klimaanlage und eine Standheizung sorgen dafür, dass im Innenraum, der bei größeren Einsätzen auch als Aufenthaltsraum dient, stets angenehme Temperaturen herrschen. Um das Fahrzeug möglichst universell einsetzen zu können, verfügt es über eine Anhängerkupplung, die es ermöglicht mit den beiden Anhängern der Feuerwehr Logistikaufgaben zu übernehmen. Zusätzlich zur normalen optischen Sondersignalanlage wurde im hinteren Dachbereich eine Heckwarneinrichtung verbaut, deren gelbe LED-Blitzleuchten die Warnwirkung enorm verbessern und für zusätzlichen Schutz bei Einsätzen auf der B10 und der A81 sorgen.
Beim zweiten neuen Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Korntal-Münchingen handelt es sich um eine Drehleiter mit Rettungskorb. Aufgebaut wurde das rund 720.000 Euro teure Rettungsgerät durch die Firma Magirus auf einem Mercedes-Benz Atego 1630F.
Der rund 16 Tonnen schwere LKW wird von einem 299 PS-starken Dieselmotor angetrieben, die Kraftübertragung auf die Hinterachse erfolgt über ein Allison Wandlerautomatikgetriebe.
Die genaue Normbezeichnung des neuen Hubrettungsfahrzeuges lautet DLA(K) 23-12 GLT. Das Abkürzungsungetüm bedeutet ausgeschrieben: Drehleiter Automatik (mit Korb), Nennrettungshöhe 23 Meter bei 12 Meter Nennausladung, Gelenkteil, teleskopierbar.
Das Wort „Automatik“ verwirrt auf den ersten Blick, denn es bedeutet nicht, dass das Fahrzeug etwas „automatisch“ kann, vielmehr dient es der Abgrenzung zur DLS(K). Die DLS(K), die in Deutschland normalerweise nicht beschafft wird, verfügt nur über eine sequenzielle Bedienmöglichkeit der Leiterbewegungen. Die DLA(K) hingegen erlaubt es dem Bediener die drei Bewegungsarten „Drehen“, „Aufrichten“ und „Ausfahren“ gleichzeitig auszuführen.
Die Rettungshöhe von 23 Metern ergibt sich aus der in Deutschland geltenden Hochhausrichtlinie, die besagt, dass ein Gebäude mit einer Fußbodenhöhe größer 22 Meter als Hochhaus gilt. Für Gebäude, die diese Höhe nicht erreichen, muss die Feuerwehr den zweiten Rettungsweg sicherstellen, für den Fall, dass das Treppenhaus als primäre Fluchtmöglichkeit nicht zur Verfügung steht. Die Nennausladung wurde in der Norm mit 12 Metern angenommen, um Hindernisse wie parkende Fahrzeuge, Gehwege oder Vorgärten zu berücksichtigen. Die Leiterlänge selbst beträgt, wie beim Vorgängerfahrzeug auch, 30 Meter
Die letzten drei Buchstaben “GLT“ bezeichnen den größten Unterschied zwischen der alten und der neuen Drehleiter.
Während das 29 Jahre alte Vorgängerfahrzeug über einen vierteiligen, starren Leiterpark verfügte, besitzt das neue Hubrettungsfahrzeug einen fünfteiligen Leitersatz, dessen oberstes Leiterteil ein Gelenkteil besitzt, welches zusätzlich teleskopierbar ist. Diese Bauweise vervielfacht die Einsatzmöglichkeiten im Vergleich zum Vorgängerfahrzeug. Durch das „abknickbare“ Leiterteil können Dachbereiche angeleitert werden, die mit dem starren Leitersatz unerreichbar waren, wie zum Beispiel die abgewandte Seite von Giebeldächern.
Weiterhin bietet diese Bauart die Möglichkeit des „Soforteinstiegs“. Durch das Betätigen eines Druckknopfs im Bereich des Kühlergrills richtet sich die Drehleiter automatisch auf und knickt das obere Leiterteil vor das Fahrerhaus ab. Somit kann der Rettungskorb sehr schnell und sicher bestiegen werden, um schnellstmöglich eine Menschenrettung oder Brandbekämpfung durchzuführen.
Die maximale Korblast ist im Vergleich zum alten Fahrzeug deutlich höher, statt 270 beträgt sie nun 400 Kilogramm. Ein Vorteil der höheren Nutzlast liegt darin, dass im Falle eines Brandes mehr Personen gleichzeitig aus dem Gebäude gerettet werden können. Weiterhin kann nun bei der Unterstützung des Rettungsdienstes medizinisches Personal den Patienten auf der Krankentragenhalterung betreuen und versorgen, was bisher aus Gewichtsgründen nicht möglich war.
Ein weiterer Einsatzzweck der Drehleiter ist die Brandbekämpfung. Für diesen Zweck besitzt das Fahrzeug eine festverlegte Rohrleitung im obersten Leiterteil und einen manuell bedienbaren Wasserwerfer. Dieser wird in einer Vorrichtung im Rettungskorb eingesteckt und ermöglicht eine einstellbare Wasserabgabe von bis zu 2500 Liter Wasser pro Minute.
Um den Löscherfolg überprüfen zu können, gehört auch eine Wärmebildkamera zur Beladung.
Aber auch für die technische Hilfeleistung ist die neue Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Korntal-Münchingen umfangreich ausgestattet. Am Leiterstuhl befindet sich ein Stromerzeuger, der auch aus dem Korb heraus gestartet werden kann und diesen mit 230 und 400 Volt versorgt. Ohne externe Stromversorgung können die mitgeführte Akku-Kettensäge und der ebenfalls mit einem Akku ausgestattete Hochleistungslüfter betrieben werden, letzterer kann über eine spezielle Halterung am Korb befestigt werden und somit in großer Höhe Belüftungsarbeiten durchführen. Der Magirus SafetyPeak und ein mitgeführtes Dreibein sorgen für ein sicheres Arbeiten mit dem Gerätesatz Absturzsicherung.
Großer Wert wurde auf größtmögliche Sicherheit sowohl bei der Anfahrt als auch am Einsatzort gelegt. Neben einer umfangreichen optischen Sondersignalanlage verfügt die Drehleiter über Pressluftfanfaren und als zusätzliches akustisches Warnmittel ein sogenanntes „Bullhorn“. An der Einsatzstelle sorgt, wie beim MTW, eine LED-Heckwarneinrichtung für die Absicherung nach hinten.
Um den Maschinisten, den Bediener der Drehleiter, zu entlasten verfügt das Einsatzfahrzeug über insgesamt sechs Kameras. Vier Objektive erfassen den Bereich der hydraulischen Abstützungen und sorgen dafür, dass keine Hindernisse übersehen werden, die zu einer Beschädigung der Stützen führen könnten. Zwei weitere Kameras, eine am Korb und eine am Gelenkteil, zeigen dem Maschinisten am Hauptbedienstand auch die Bereiche, die er vom Boden ohne diese optische Unterstützung nicht einsehen könnte.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Stadt Korntal-Münchingen, vertreten durch Herrn Bürgermeister Dr. Wolf und den Gemeinderat, knapp 800.000 Euro in die Sicherheit und den Schutz der Bevölkerung investiert haben.
Durch die Beschaffung zweier hochmoderner Einsatzfahrzeuge ist es der Freiwilligen Feuerwehr Korntal-Münchingen weiterhin möglich, schnelle und effektive Hilfe zu leisten und damit Menschenleben und Sachwerte zu retten.